Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten über die Möglichkeiten einer Durchführung der Karnevalssession 2020/21 in Zeiten der Coronapandemie spekuliert, diskutiert und teilweise auch schwadroniert. Am Ende stand die Entscheidung der Landesregierung NRW nach dem „Karnevalsgipfel“ am 18. September fest:
Es wird in NRW in der Session 2020/21 keine Karnevalssitzungen, -umzüge und -partys geben.
Im Vorstand der KG wurde schon seit Mitte Mai überaus sachlich diskutiert und die Tatsache, dass die Veranstaltungen im Oberhauer Narrentempel entweder nur mit voller Besetzung, also wie gewohnt, oder gar nicht stattfinden können, nahm über den Sommer immer weiter Formen an. Mehr als zwei Wochen vor der Entscheidung der Landesregierung, am 02. September, entschied der Vorstand der KG, in der Session 2020/21 keine Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten schon sehr viele befreundete und bekannte Gesellschaften ihre Veranstaltungen abgesagt. Darunter große, wie Siegburg, Sankt Augustin, Alfter, Euskirchen oder Linz, aber auch kleinere Vereine, wie Aegidienberg, Königswinter, Vinxel u.v.m.
Im Anschluss an die Entscheidung mussten Verhandlungen mit den bereits gebuchten Künstlern geführt, einige Formalitäten geklärt und der Elferrat informiert werden. Dadurch kamen die Behörden mit ihrer Absage der Veröffentlichung unserer Entscheidung zuvor.
Der nachfolgende Text war bereits zur Veröffentlichung freigegeben, als die Entscheidung in Düsseldorf fiel. Teile des Textes und unsere Überlegungen sind mit der offiziellen Absage hinfällig geworden. Wir möchten diesen trotzdem gerne veröffentlichen, um Sie, den Leser und Freund des Oberhauer Karnevals, an unseren Überlegungen teilhaben zu lassen.
Veranstaltungen im Oberhauer Narrentempel sind unter den aktuellen Bestimmungen nicht durchführbar. Selbst wenn eine Durchführung von den Behörden genehmigt werden sollte, so wäre diese an hohe Auflagen geknüpft. Sicherheitsabstände müssten eingehalten, die Maskenpflicht durchgesetzt werden.
Um die Hintergründe zu verstehen, muss man sich nur einmal die Veranstaltungen der KG in einer „normalen“ Session vor Augen führen:
Beim Halle Ein- und Ausräumen kommen ca. 50 Personen zusammen, um innerhalb weniger Stunden die Sporthalle in den Oberhauer Narrentempel und zurück zu verwandeln. Währenddessen für genügend Abstand zu sorgen und körperlich anstrengende Arbeiten (Teppich verlegen, Bühne, Tische und Bänke aufstellen, Technik aufbauen etc.) mit Mund-/Nasenschutz durchzuführen, grenzt an Unmöglichkeit. Zudem sind auch einige der fleißigen Helfer Mitglieder einer Risikogruppe und niemand könnte es ihnen verübeln, wenn sie in diesem Jahr nicht helfen würden.
Bei der Prinzenproklamation werden die beiden scheidenden Prinzenpaare emotional verabschiedet und die beiden neuen Prinzenpaare mindestens genauso emotional begrüßt. Mit Abstand und Maske? Unvorstellbar. Zudem gäbe es in 2020/21 ohnehin keine Tollitäten, denn beide Prinzenpaare, die für die kommende Session bereits zugesagt hatten, haben wieder abgesagt. Die KG steht voll hinter dieser Entscheidung, denn jedes Prinzenpaar hat eine Session voller Emotionen und ohne Einschränkungen verdient. Dies wäre in dieser Session unter keinen Umständen möglich.
Bei jeder Veranstaltung wird der Karneval gelebt. Dazu gehören Umarmungen, Bützchen, Schunkeln und natürlich auch ein wenig Gedränge an der Theke oder im pickepackevollen Saal. Auch dies ist mit Abstand und Maske unvorstellbar.
Apropos pickepackevoller Saal. Diesen könnte es mit o.g. Auflagen ebenfalls nicht geben. Denn wie soll sonst Abstand gehalten werden können? Unter den aktuellen Bestimmungen dürften im Oberhauer Narrentempel nur Sitzplätze vorhanden sein. Keine Stehplätze auf freien Flächen, an Stehtischen, im Foyer o.ä. Und diese Sitzplätze müssten eingehalten werden. Auf’s stille Örtchen nur mit Maske und danach direkt zurück zum Sitzplatz. Kein Bierchen an der Theke, kein Bützchen mit der Nachbarin an Tisch 7, kein Schnäpschen mit den Freunden an Tisch 10.
An einem Tisch wären 10 Personen zugelassen (pro Bierbank 5; die KG bestückt sonst eine Bank mit 4 Personen). Berücksichtigt man nun den vorgegebenen Abstand, fallen ca. 2/3 der Tische weg und man kommt auf maximal 140 Besucher. Zum Vergleich: alleine beim Prinzenball dürfen im Normalfall 474, bei der Prunksitzung 312 Besucher in die Halle.
Insofern würden die Karnevalsveranstaltungen unter Coronaauflagen nicht nur unserem treuen Publikum, sondern auch der Kassiererin der KG „keinen Spaß“ machen. Hier hilft eine einfache Rechnung: Bei ca. einem Drittel der Besucher, die sonst unsere Veranstaltungen besuchen, müssten die Eintritts- und Getränkepreise um das Zwei- bis Dreifache erhöht werden, da sonst, bei Kosten von ca. 60.000 € für eine Session, ein Verlust von 15.000 € bis 20.000 € droht.
Auch die Programmgestaltung, insbesondere für die beiden Frühschoppen würde sich sehr schwierig gestalten, da, wie anfangs erwähnt, bereits viele Gesellschaften die Session abgesagt haben. Dadurch könnte die Oberhauer Karnevalsfamilie nicht nur keine Außenauftritte wahrnehmen, es würden auch keine Gegenbesuche bei unseren Veranstaltungen stattfinden.
Nein, der Oberhauer Karneval lebt vom Beisammensein, vom Schunkeln, vom Bützen und auch ein bisschen vom dichten Gedränge im pickepackevollen Saal. Der Oberhauer Karneval überlebt nur, wenn der ganze Oberhau zum Feiern kommen und das auch bezahlen kann. Der Oberhauer Karneval macht unter Coronaauflagen nicht nur keinen Spaß, er ist auch organisatorisch und finanziell nicht durchführbar. Weder für das Oberhauer Publikum, noch für die KG und deren Mitglieder.
Hinzu kommt die moralische Komponente: Was, wenn sich aus einer Oberhauer Veranstaltung ein neuer Corona-Hotspot entwickelt? Wenn hunderte krank werden? Wenn der ganze Oberhau unter Quarantäne gestellt wird? Wenn auch nur ein Mensch in Folge einer Corona-Infektion sterben sollte? Auch dieser Verantwortung muss sich ein Veranstalter, wie die KG es ist, stellen.
Ebenfalls problematisch ist die Frage der Haftung im Fall der Fälle. Sollte sich aus einer Veranstaltung ein Infektions-Hotspot bilden, ist nicht geklärt, wer für den entstandenen Schaden aufkommen muss. Im schlimmsten Fall würde der geschäftsführende Vorstand mit seinem gesamten Privatvermögen haften. Dieses Risiko ist unter den gegebenen Umständen nicht kalkulierbar.
Aus diesen Gründen hat der Vorstand der KG beschlossen, in der Session 2020/21 keine Karnevalsveranstaltungen durchzuführen. Die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie gebuchten Künstler konnten durch intensive Verhandlungen unseres Präsidenten Lothar Krämer dazu bewegt werden, ihre Auftritte auf die Session 2021/22 zu verschieben. Dies bewahrt die KG vor Ausfallzahlungen in einem hohen vierstelligen Eurobereich und sichert uns für die Veranstaltungen der Session 2021/22 ein gewohnt hochkarätiges Programm.
Ganz ohne Verluste wird das Jahr 2021 für die KG „Spitz pass op“ Oberhau jedoch nicht von statten gehen. Ausgaben für Versicherungen, das Lagerhaus, die Wagenbauhalle etc. können nicht vollends durch die erhobenen Mitgliedsbeiträge gedeckt werden. Da die KG auf Einnahmen aus den Veranstaltungen angewiesen ist, wird ein mittlerer vierstelliger Eurobetrag die Kasse belasten. Die Landesregierung hat zwar ein Unterstützungsprogramm für in Not geratene Vereine angekündigt, jedoch wird die KG nach jetziger Faktenlage daran nicht partizipieren können, da keine Insolvenz droht. In den zurückliegenden Jahren hat die KG sehr gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet, die zuerst aufgebraucht sein müssen. Diese Rücklagen sind natürlich für bestimmte Zwecke wie neue Prinzenornate, Reparaturen an den Prinzenwagen und dem Lagerhaus u.ä. gebildet worden. Sollten diese Rücklagen durch den Verlust in der kommenden Session aufgebraucht werden, droht langfristig ein Investitionsstau oder, im schlimmsten Fall, eine Insolvenz, wenn eine Karnevalssession mal nicht so gut „läuft“. Diese Insolvenz wäre dann aber nicht mehr mit einem Unterstützungsprogramm der Regierung abzuwenden.
Und an dieser Stelle sind Sie gefragt: Helfen Sie uns, den Verlust aus der nicht stattfindenden Session möglichst gering zu halten, damit wir, sobald es wieder möglich ist, den Oberhauer Karneval so feiern können, wie wir ihn kennen und lieben. Wir freuen uns über jede Spende auf unser Konto bei der
Volksbank Köln-Bonn
IBAN: DE30 3806 0186 2402 4780 15
BIC: GENODED1BRS
Ab einer Überweisung von 20,-€ erhalten Sie auf Wunsch eine Spendenquittung. Geben Sie dazu im Verwendungszweck einfach Ihre Adresse an.
Wir hoffen auf Ihre Unterstützung und ein baldiges Wiedersehen im Oberhauer Narrentempel; hoffentlich bereits am 20.11.2021 zur Prinzenproklamation der Session 2021/22, zu der wir Sie schon jetzt symbolisch einladen.
Und bitte vergessen Sie nicht: es fallen „nur“ die Karnevalsveranstaltungen aus – der Karneval an sich als Lebensgefühl und 5. Jahreszeit kann genauso wenig abgesagt werden, wie Weihnachten oder Ostern. Schenken Sie Ihren Mitmenschen Lebensfreude, ein lustiges Motiv auf dem Mund-/Nasenschutz, ein fröhliches Lied auf den Lippen, ein „Spitz…pass op“ zum Gruß oder auch ein nettes Beisammensein in kleinem Kreis. Wir alle werden das in der dunklen Jahreszeit, durch die uns sonst der Karneval trägt, dringend brauchen.
Das Wichtigste zum Schluss: bitte bleiben Sie gesund!
Für die KG „Spitz pass op“ Oberhau e.V.
Der Vorstand